Der Tourismus und Bern:
Ein heisser Sommertag in Bern, Touristen mit Eis in der Hand schlendern durch die Altstadt, bleiben vor dem Zytglogge stehen, knipsen Fotos. Überall Stimmengewirr, Tramklingeln, geschäftiges Treiben. Bern lockt Besucher aus aller Welt an, aber was bedeutet dies für die Stadt und deren Menschen? Doch um dieser Frage auf den Grund zu gehen, müssen wir uns an den Anfang zurückversetzten. In den 1970er und 1980er Jahren wurde der Tourismus in der Schweiz immer populärer. Zwei Urlaube im Jahr einmal Skifahren, einmal ans Meer, waren für viele ganz normal. Immer mehr Menschen verreisten, doch in den 1990er Jahren stagnierte das Wachstum. Seitdem ist die Reisehäufigkeit der Schweizer weitgehend gleichgeblieben, weshalb die Tourismusbranche verstärkt auf ausländische Gäste setzt, vor allem aus den USA und Asien. Während der Skitourismus in den letzten Jahren eher zurückgegangen ist, sind beliebte Sommerziele wie Grindelwald und Lauterbrunnen stärker gefragt als je zuvor. Besonders Individualreisen werden immer beliebter. Durch das Internet können Reisende ihre Urlaube viel einfacher selbst planen und buchen. Das bringt ihnen nicht nur mehr Flexibilität, sondern auch der lokalen Wirtschaft Vorteile: Einzelreisende bleiben oft länger, geben mehr Geld aus und unterstützen dadurch die Region stärker als Touristen in Gruppenreisen, die eher standardisiert und auf Effizienz ausgerichtet sind. Wie geht es mit dem Schweizer Tourismus weiter? Wie sieht es mit der Zukunft des Tourismus aus? Ein klarer Ansatz: der nachhaltige Tourismus, eine Idee, ein Ansatz, welcher zunehmend an Bekanntschaft gewinnt.
Der nachhaltige Tourismus:
Nachhaltiger Tourismus gewinnt zunehmend an Bedeutung, da Reisen nicht nur die Umwelt, sondern auch Wirtschaft und Gesellschaft beeinflussen. Die Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung liegt nicht allein bei der Regierung oder einzelnen Unternehmen, sondern bei allen Beteiligten – Tourismusorganisationen, Betrieben, Reisenden und politischen Entscheidungsträgern. Nur durch gemeinsames Engagement können Strategien entwickelt und nachhaltige Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Ein zentraler Aspekt ist der Naturschutz. Umweltfreundliche Unterkünfte, ressourcenschonende Mobilität und der Schutz von Ökosystemen sind essenziell, doch ihre Umsetzung erfordert oft hohe Investitionen, die insbesondere für kleine Betriebe eine grosse Herausforderung darstellen. Obwohl Förderprogramme unterstützen können, bleibt die Umsetzung komplex und mit finanziellen Risiken verbunden.
Ein Beispiel dafür ist das Hotel Schweizerhof Bern. Mitten in der Stadt und damit fest im Alltag der Berner Bevölkerung verankert, zählt es zu den besten Hotels vor Ort. Wer hier ankommt, spürt sofort die besondere Atmosphäre, eine Mischung aus Eleganz, Tradition und moderner Nachhaltigkeit. Beim Betreten der Lobby strömt einem der dezente Duft von frisch gebrühtem Kaffee und poliertem Holz entgegen, während die sanfte Beleuchtung für eine gemütliche, fast schon intime Stimmung sorgt. Das Hotel setzt auf nachhaltige Konzepte wie energieeffiziente Beleuchtung, wassersparende Massnahmen und die Nutzung regionaler Produkte in der Gastronomie. Das Frühstücksbuffet ist ein wahres Fest für die Sinne: knuspriges, noch warmes Brot vom lokalen Bäcker, cremiger Berner Käse, dessen würziger Duft sich mit dem Aroma frisch geschnittener Alpenkräuter vermischt. Trotz der hohen Kosten für solche Maßnahmen zeigt das Hotel, das Umweltbewusstsein und Luxus sich nicht ausschliessen müssen.
Auch wirtschaftliche Faktoren spielen eine entscheidende Rolle. Nachhaltige Tourismusstrategien fördern die lokale Wirtschaft, schaffen Arbeitsplätze und sorgen für stabile Einkommensquellen. Doch viele Destinationen stehen unter Druck, kurzfristige Gewinne zu maximieren, anstatt langfristige Nachhaltigkeitsziele zu verfolgen. Diese kurzfristige Denkweise kann die positiven Effekte des nachhaltigen Tourismus stark einschränken.
Ein weiteres Beispiel sind Berner Gastronomiebetriebe, die zunehmend auf nachhaltige Konzepte setzen. Ein Spaziergang durch die verwinkelten Gassen der Altstadt zeigt, wie sich diese Entwicklung anfühlt: In kleinen, gemütlichen Restaurants mit flackernden Kerzen auf den Holztischen duftet es nach frischem Rosmarin und geschmortem Bio-Rind aus der Region. Viele Gastronomen beziehen ihre Zutaten direkt von lokalen Produzenten, um Transportwege zu verkürzen und die regionale Wirtschaft zu stärken. Ein Gast nimmt einen Bissen von seinem handgemachten Käsefondue und schließt kurz die Augen, das Aroma von geschmolzenem Käse, gepaart mit einem Hauch von Knoblauch und Weisswein, erzählt die Geschichte der Berner Alpen in einem einzigen Geschmack. Doch während solcher Konzepte auf Begeisterung stossen, kämpfen viele Betriebe mit den Herausforderungen, nachhaltige Praktiken wirtschaftlich rentabel zu gestalten und sich gegen günstigere, weniger nachhaltige Alternativen zu behaupten.
Zusätzlich hängt die Umsetzung nachhaltiger Konzepte massgeblich von politischen Entscheidungen ab. Gesetzliche Vorgaben und Fördermassnahmen können den Wandel beschleunigen, sind jedoch oft von politischen Veränderungen abhängig, was langfristige Planungen erschwert. Ohne klare und konsequente Maßnahmen bleibt nachhaltiger Tourismus ein schwieriges Unterfangen.
"Damit nachhaltiger Tourismus wirklich funktioniert, müssen alle Akteure an einem Strang ziehen." Tourismusorganisationen müssen nachhaltige Konzepte vorantreiben, Unternehmen diese umsetzen, Regierungen unterstützende Massnahmen bieten und Reisende bewusste Entscheidungen treffen. Denn letztendlich liegt es an jedem Einzelnen, ob man in einem anonymen Massenhotel übernachtet oder in einer kleinen, nachhaltig geführten Pension, wo der Wirt morgens persönlich den frisch gebrühten Kaffee serviert – mit einem Lächeln, das zeigt, dass Nachhaltigkeit nicht nur eine Entscheidung, sondern eine Herzenssache ist.
Tourismus bis 2040: So verändert sich das Reisen
Diese Frage beschäftigt Experten weltweit. Klar ist: Die Branche wird sich stark verändern, getrieben von technologischen Fortschritten und wirtschaftlichen Entwicklungen. Doch was bedeutet das konkret für beliebte Reiseziele und deren Einwohner?
In Orten wie Grindelwald, Lauterbrunnen oder Interlaken boomt der Tourismus, neue Hotels und Seilbahnen entstehen, Investitionen fließen. Doch wie wird sich dieser Boom langfristig auswirken? "In Zukunft könnte Bern weniger als Tourismusziel, sondern mehr als Freizeitort für Einheimische wahrgenommen werden", meint Dr. Monika Bandi Tanner. Während einige Regionen weiterhin auf Massentourismus setzen, gehen andere bewusst einen anderen Weg. So hat sich Bern beispielsweise für eine kontrollierte Entwicklung entschieden. Die Stadt möchte sich weniger auf den klassischen Tourismus konzentrieren, sondern vielmehr ein attraktiver Aufenthaltsort für Einheimische sein. Dieser Ansatz könnte die Unterschiede innerhalb der Schweiz künftig noch deutlicher machen.
Doch Tourismus ist nicht nur eine Frage der Wirtschaft, auch das soziale Gefüge spielt eine Rolle. Besonders in alpinen Regionen steigen die Immobilienpreise, da immer mehr Ferienwohnungen statt regulärem Wohnraum entstehen. "Die lokale Bevölkerung gerät unter Druck", warnt Dr. Monika Bandi Tanner. Wird es in Zukunft noch möglich sein, in touristischen Hotspots zu leben, oder bleibt der Wohnraum den Gästen vorbehalten? Viele Destinationen werden umdenken müssen, um die Balance zwischen Tourismus und Lebensqualität zu bewahren.
Technologische Entwicklungen könnten eine Lösung sein. "Es gibt heute noch immer die Herausforderung, dass man für eine Reise unzählige Apps benötigt – eine für die Bahn, eine für den öffentlichen Nahverkehr, eine für das Hotel, eine für Sehenswürdigkeiten. Da gibt es noch viel Luft nach oben", erklärt Dr. Monika Bandi Tanner. In Zukunft könnten digital vernetzte Systeme den gesamten Reiseprozess nahtloser gestalten. Allerdings wird Technik allein nicht ausreichen, um langfristige Veränderungen herbeizuführen. "Es braucht klare Standards und eine bessere Vernetzung der Systeme. Viele Hotels und touristische Anbieter arbeiten mit unterschiedlichen Programmen, die nicht kompatibel sind. Das erschwert die digitale Transformation", erklärt Dr. Monika Bandi Tanner weiter.
Und wann wird sich der Tourismus tatsächlich verändern? "Viele bestehende Projekte wurden noch vor Jahren geplant und umgesetzt. Die größten Veränderungen werden erst in 20 bis 30 Jahren sichtbar sein", lautet eine Prognose. Bis dahin bleibt die Herausforderung, Wachstum gezielt zu steuern und die Bedürfnisse der Reisenden sowie der lokalen Bevölkerung in Einklang zu bringen.
Einige Experten sehen die Entwicklung des Tourismus positiv. Sie argumentieren, dass technologische Fortschritte das Reisen effizienter und komfortabler gestalten. Die Digitalisierung könnte Touristen besser informieren und leiten, wodurch Engpässe vermieden werden. Zudem bietet der Tourismus wirtschaftliche Chancen, insbesondere für Regionen, die stark auf Einnahmen aus dieser Branche angewiesen sind.
Es gibt jedoch auch kritische Stimmen. Dr. Monika Bandi Tanner betont, dass der zunehmende Tourismus erhebliche soziale und ökologische Herausforderungen mit sich bringt. "Es braucht eine bessere Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren, um die Zukunft des Tourismus sinnvoll zu gestalten", betont sie. Der hohe Besucherdruck könne Natur und Städte belasten, während steigende Lebenshaltungskosten die einheimische Bevölkerung unter Druck setzen. Ohne klare Strategien und Regulierung könnte der Tourismus langfristig mehr Probleme als Vorteile mit sich bringen.
Eines steht fest: Der Tourismus wird weiterwachsen, aber nicht überall gleich. Während manche Destinationen neue Rekorde feiern, setzen andere auf bewusste Begrenzung. Die Herausforderung besteht darin, einen nachhaltigen und sozial verträglichen Weg für die Zukunft des Tourismus zu finden.
Fazit: Blick nach vorn:
Nachhaltigkeit im Tourismus bedeutet nicht Perfektion, sondern Bewusstsein. „Das Wichtigste ist, dass man ein Bewusstsein entwickelt, welche Auswirkungen das eigene Verhalten hat“, erklärte uns Dr. Dino Collalti, Experte für Regionalökonomie, Klima- und Tourismusökonomie, in unserem Interview. Es geht nicht darum, sich immer perfekt zu verhalten, das kann niemand, sondern darum, sich der Konsequenzen seiner Entscheidungen bewusst zu sein. Ein Verbot von Flugreisen oder die ausschließliche Nutzung der nachhaltigsten Produkte ist keine realistische Leitlinie. Vielmehr sollte jeder für sich reflektieren, welche Auswirkungen das eigene Verhalten hat und wo sinnvolle Kompromisse möglich sind.
Ein besonders eindrückliches Beispiel dafür ist der Besuch eines touristisch stark frequentierten Ortes wie etwa Paris. „Man ist selbst Tourist und damit auch Teil des Problems“, betonte Dr. Collalti. Das bedeutet jedoch nicht, dass man Tourismus grundsätzlich negativ bewerten sollte, im Gegenteil. Wer sich seiner eigenen Rolle bewusst ist, kann den Blick auf andere Reisende verändern. Statt sich über überfüllte Straßen oder lange Warteschlangen zu ärgern, kann man sich fragen: Wie werde ich selbst wahrgenommen? Wie kann ich mich respektvoll und rücksichtsvoll verhalten? Diese Reflexion trägt nicht nur zu einem nachhaltigeren Reisen bei, sondern fördert auch das gegenseitige Verständnis.
Denn genau das ist eine der großen Stärken des Tourismus. „Es muss nicht immer nur zwischen Ländern und Kulturkreisen sein, eigentlich geht es auch darum, wie wir uns innerhalb eines Landes, zwischen Stadt und Land, zwischen verschiedenen Regionen begegnen“, so Dr. Collalti. Nachhaltigkeit im Reisen bedeutet also nicht nur Umweltschutz, sondern auch ein bewussteres Miteinander.
Letztlich kommt es darauf an, eine Balance zu finden. Nachhaltiges Reisen erfordert keine radikalen Veränderungen, sondern bewusste Entscheidungen. Wer sich Gedanken darüber macht, welche Verkehrsmittel er nutzt, welche Unterkünfte er unterstützt und welchen Einfluss sein Konsum auf die lokale Gemeinschaft hat, leistet bereits einen wertvollen Beitrag. Denn jede kleine Entscheidung zählt, nicht nur für den Planeten, sondern auch für das Verständnis und die Verbundenheit zwischen Menschen weltweit.